Weihnachtsfeier und Jahresbilanz mit Bewohnern „am Kranzer“

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Allen BewohnerInnen, Hauptamtlichen und HelferInnen

am Kranzer ein gutes neues Jahr 2017 mit vielen bereichernden Begegnungen und Entwicklungen!

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Zu einer internationalen Weihnachtsfeier hatten die Mitglieder des Helferkreises ReiSaGrei in der Unterkunft „am Kranzer“ eingeladen. Vorab der vorweihnachtlichen Begegnungen gab es sportliche Begegnungen der Kinder in rotierenden und gemischten Gruppen. Die Kinder wurden vom SV Bad Tölz abgeholt und bekamen nicht nur Spielpraxis, Punsch und Kekse sondern auch kleine Geschenke vom Verein. Anschließend sorgte eine Fackelwanderung für gemeinsame „erhellende“ Erlebnisse.

Fackelwanderung zur Weihnachtsfeier

Zur anschließenden Weihnachtsfeier im internationalen Dorf „am Kranzer“ kam der Nikolaus, der die Kinder mit Namen ansprach – was für Überraschung und große Kinderaugen sorgte. Musikalisch spiegelte der Abend die vielfältige kulturelle Mischung mitten in Oberbayern wieder. Nach besinnlichen Weisen mit Bläsern aus Greiling und Sachsenkam wurde später zu Klängen aus aller Welt getanzt. Die internationale Party mit DJ Peter sorgte für ein gemeinsames vorweihnachtliches Gefühl der besonderen Art. Dass getrommelt wurde, ist mittlerweile schon Tradition bei den gemeinsamen Aktivitäten. Immerhin geht es ja darum, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden.

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Christa Göggelmann, eine der OrganistorInnen des Helferkreises berichtet im Tölzer Kurier: „Bei der Weihnachtsfeier sind sich die verschiedenen Nationalitäten noch einmal näher gekommen – und den Bewohnern war es ein Anliegen, etwas für den Helferkreis zu tun.“ Die Bewohner hatten Spezialitäten ihrer Heimatländer gekocht. Vom Curry Chicken bis hin zur Auberginenpaste reichte die Genusspalette aus aller Welt.

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Die Zeit „zwischen den Jahren“ ist auch Zeit für eine Jahresbilanz, denn Mitte Januar 2016 wurde die Unterkunft „am Kranzer“ bezogen. Sie ist für 240 Geflüchtete ausgelegt. Aktuell leben dort 192 MitbürgerInnen. Die Bewohner kommen aus Afghanistan, Syrien, Palästina, Eritrea, Pakistan, Tschetschenien, Somalia, Nigeria, Irak und Iran. Einige von ihnen haben Mitglieder des Helferkreises ReiSaGrei befragt. Das sind ihre Antworten:

 

Was waren Deine ersten Gedanken als Du zum ersten male hierher zur Unterkunft „am Kranzer“ gekommen bist?

Homand (Somalia):

„Ich war ja zunächst in Sachsenkam in der Sporthalle. Als ich hierher kam, fühlte ich mich zunächst etwas „abgeschoben“. Weit weg vom Dorf, vom Bus und von anderen Menschen.“

Indaeva Shamkhan (Tschetschenien):

„Wir kamen über das Baltikum nach Frankreich, wo auch Angehörige sich aufhalten. Die Versorgung und Unterbringung in Deutschland ist besser als in Frankreich. Deutschland ist gut.“

Bewohner (Irak):

„Zunächst schien es uns sehr eng. Aber inzwischen ist es gut.“

Hussin Shabir und Muhamad Ali (Pakistan):

„Das ist gut, sehr schön.“

 

Was waren Deine schönsten Erfahrungen seit Du hier bist?

Bewohner (Irak):

„Die Nachbarn am Kranzer sind Bekannte. Dass sich mit allen Bewohnern ein offenes und mit einigen ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt hat, gefällt uns gut.“

Hussin Shabir und Muhamad Ali (Pakistan):

„Uns gefällt es nach wie vor, es gibt keine Probleme.“

Fam. Alhoumsi Adnan (Syrien):

„Dass es eine Irmi (Markl, Anm. der Red.) gibt.“

Indaeva Shamkhan (Tschetschenien):

„Das Fußballspielen mit der Mannschaft aus dem Dorf.“

 

Was ist Deine momentan größte Herausforderung als neue/r BewohnerIn hier am Kranzer?

Homand (Somalia):

„Mir fehlt die Arbeit. Ich würde gerne Arbeit finden, um meine Familie finanziell besser unterstützen zu können.“

Hussin (Pakistan):

„Eine Arbeit finden.“

Muhamad Ali (Pakistan):

„Für mich wäre eine Verlegung nach Holzkirchen gut, weil der Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad doch beschwerlich ist.“

Fam. Alhoumsi Adnan (Syrien):

„Eine Wohnung für meine Familie und die medizinische Versorgung.“

Bewohner (Irak):

„Das sind noch die Verständigung und die amtlichen Schreiben. Wir sind Jesiten und wurden im Irak von den Muslimen verfolgt. Wir befürchten, dass es auch in Deutschland gefährlich werden könnte für uns.“

Indaeva Shamkhan (Tschetschenien):

„Das Asylverfahren. Meines wurde abgelehnt.“

 

Wie erlebst Du die einheimische Bevölkerung?

Homand (Somalia):

„Die erlebe ich leider zu wenig.“

Hussin Shabir und Muhamad Ali (Pakistan):

„Wir haben so gut wie keine Kontakte, weil wir so gut wie nicht rausgehen.“

Fam. Alhoumsi Adnan (Syrien):

„Da gibt es keinerlei Probleme.“

Indaeva Shamkhan (Tschetschenien):

„… so halb und halb …“

Bewohner (Irak):

„Ganz freundlich und hilfsbereit.“

 

Wo wünschst Du Dir mehr Unterstützung?

Homand (Somalia):

„Ich möchte am allerliebsten wieder in meinem Beruf als Lastwagenfahrer arbeiten. Unterstützung beim Erwerb des Führerscheins wäre wichtig.“

Hussin Shabir und Muhamad Ali (Pakistan):

„Bei Wohnung und Arbeitsuche.“

 

Die Unterkunft am Kranzer ist jetzt bald ein Jahr in Betrieb. Was sind Deine Wünsche für das nächste Jahr?

Homand (Somalia):

„Arbeit, selbst verdientes Geld und eine größere Wohnung.“

Suedi (Somalia):

„Eine bessere Busverbindung. Momentan muss ich, um einen Termin um 10.00 Uhr beim Landratsamt oder im Jobcenter wahrnehmen zu können, mit dem Bus um 07.00 Uhr fahren und dann 3 Stunden warten.“

Hussin Shabir und Muhamad Ali (Pakistan):

„Wir wünschen uns eine eigene Wohnung.“

Fam. Alhoumsi Adnan (Syrien):

„Bessere Transportmöglichkeiten und Busverbindungen wären hilfreich. Insbesondere nach Bad Tölz wäre das wichtig.“

Bewohner (Irak):

„Eine bessere Buszeit am Nachmittag wäre wichtig. Und Treffen zum Deutschsprechen mit Menschen aus Deutschland hier bei uns im Aufenthaltsraum.“

Indaeva Shamkhan (Tschetschenien):

„Wegen der Entfernung würden wir doch gerne nach Bad Tölz umziehen.“

Diese Stimmen, die Mitglieder des Helferkreises eingesammelt haben, sind zwar statistisch nicht repräsentativ. Sie bestätigen aber Wahrnehmungen der HelferInnen. Und sie zeigen, dass viele der Bewohner angekommen sind und sich nun in lebenspraktischen Dingen Erleichterungen und so etwas wie Normalität wünschen. Und sich natürlich nach eigenem Wohnraum und vor allem: nach Arbeit und „eigenem“, selbst verdienten Geld sehnen. Insofern ist nach wie vor der Zugang zu sinnstiftender Arbeit und den damit verbundenen Routinen von Alltag und Lebensführung der wichtigste Fokus, der eng gekoppelt ist mit dem Spracherwerb.

Wenn Integration mittelfristig lokal gelingen soll, ist es zudem zentral, Begegnungen und Aktivitäten zu ermöglichen und zu gestalten. Nicht zuletzt, um eine gemeinsame Sprache zu finden und: sie miteinander zu sprechen.

Wie das dann konkret zum gegenseitigen Verständnis beiträgt, das zeigte die gemeinsame Weihnachtsfeier.

 

Text: Frank Orthey

Interviews: Christa Göggelmann, Günther Hagspiel, Xaver Waldmann

Fotos: Maria Demmel, Gabi Günther